Mord auf hoher See II - Die Mafiosi-Beerdigung

Produktion der Wilhelmshaven Projekt GmbH

Regie: Frank Fuhrmann
Premiere: ??? auf der MS Jade-Perle


Kritiken

WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom ???

Das Vermächtnis derer von Corleone

Mordschiff stach erneut in See: Aufwändiges Kostümspektakel um einen Mafia-Clan

Von Martin Wein

„Buona Sera. Waffe dabei?" Die Begrüßung zu der abendlichen Ausflugsfahrt ist streng, aber herzlich. Schweigsame Herren mit Zylindern und schwarzen Sonnenbrillen empfangen am Helgolandkai die Gäste zur Leibesvisitation. Im Bauch der MS „Jade-Perle" wartet Familie Bassi, allen voran Padrino Antonio in einer Urne. „Er hat die Menschen geliebt", säuselt Witwe Lucia unter ihrem Schleier. Bestattungen sind ein Leckerbissen für Klatschreporter. Erstaunlich, wer sich da einfindet, als ein wesentlicher Vertreter der Wilhelmshavener Unterwelt mit ein paar Blumen von Bord geht. Respektvoll raunt die Menge etwa von Volksbank-Chef Pape als Don Andreas. Scheinbar berauscht von der Tragik des Abends gibt sich auch ein führender Kopf der Russen-Mafia lautstark krakelend zu erkennen.

Und der gehört nicht einmal zum Ensemble der 30 Laienspieler, die am Freitag und Sonnabend auf der Jade ein turbulentes Kriminalstück in Szene setzten: „Mord auf hoher See II - Die Mafiosi-Beerdigung". Mit Prosecco, Pasta und Pistolen ging das erfolgreiche Interaktionstheater-Projekt in die zweite Saison.

Wie schon im letzten Jahr ist diese Produktion der „Wilhelmshaven Projekt GmbH" und der Landesbühne mehr als herkömmliches Schauspiel. Was etwa die Schweizer Theatergruppe „Fata Morgana" seit Jahren als Wochenend-Erlebnis in Luxushotels organisiert, findet hier auf offener See statt. Die Ausfahrt, ein Nudelgericht und der Begrüßungssekt ergänzen das Spiel, das überall auf dem Schiff stattfindet. Bei maximal 220 Gästen und der damit verbundenen Unruhe bedarf das Event vor allem einer vorzüglichen Organisation und hoher Konzentration der Darsteller.

Beides ist der Gruppe um Regisseur Frank Fuhrmann geglückt. Von Gelächter oder spöttischen Einwürfen lassen sich die Freizeit-Mafiosi nicht ablenken. Mit bewundernswerter Eindringlichkeit spielen sie ihren Part. Reinhardt Schwarte als Andrea Catalani oder Bernd Warnicke als Don Salvatore präsentieren sich ohne Scheu als höchst markante Typen. Als jüngster Darsteller schlägt sich auch der elfjährige Marian Morgen wacker.

Nach dem Leichenschmaus und der vermeintlichen Seebestattung fliegen an Bord die Fetzen. Das Testament mit der Erbnachfolge ruft die Neider wie einen Schwärm Geier auf den Plan.

Soll etwa eine Frau, soll Paola, den Clan anführen? Oder doch Carlo, der milchbärtige Sohn Antonios? Oder schlägt die große Stunde für Salvatore, der im greisen Don Aldo aus Corleone einen Verbündeten sucht? Das unerbittliche Gesetz der Omerta verbietet uns, hier mehr aus zu plaudern. Am Ende jedenfalls wird dank laxer Waffenkontrolle kaum jemand bleiben, der die Geschäfte führen kann...

Die Mafiosi-Beerdigung erweist sich als dreistündige Gangster-Komödie mit hohem Unterhaltungswert. Allerdings wurden sämtliche Klischees über die sizilianische Cosa Nostra gnadenlos ausgeschlachtet. In der nordwestdeutschen Umgebung erscheint das operettenhaft überzeichnet. Das bodenständigere Szenario der letzten Inszenierung um einen Reiseveranstalter mit dunklen Machenschaften bot mehr Glaubwürdigkeit. Zudem fällt es bis kurz vor dem Finale vielen Zuschauern schwer, den diversen Handlungssträngen zu folgen.

Trotzdem empfiehlt sich „Mord auf hoher See" als sommerliche Abendunterhaltung. Stürmischer Applaus am Ende und über 60 Prozent bereits verkaufte Karten für die weiteren Vorstellungen sprechen dafür. Selbst Angsthasen können mitfahren: Auch wenn der Autor, als Geisel genommen, knapp dem Tod entrann - Gefahr für Leib und Leben besteht nicht wirklich.


JEVERSCHES WOCHENBLATT vom ???

Mafioso-Drama versetzt Passagiere in Spannung

„Mord auf hoher See": Mit Jade Perle zur Seebestattung / 30-köpfiges Team

Von Ernst Richter

Wilhelmshaven. Die Trauerstimmung ist gut, der Himmel blau, ein sachtes Lüftchen weht über den Helgolandkai, und die Gäste kommen überwiegend in schwarzem Zwirn gekleidet an Bord der „Jade Perle". Dort werden sie nach versteckten Waffen abgetastet, was mancher Besucherin eine Gänsehaut über den Rücken treibt. Im untersten Salon des Schiffs befindet sich sozusagen das Mafioso-Hauptquartier. In dessen Mittelpunkt steht die mit Blumen geschmückte Urne mit der Asche des Antonio Bassi, seines Zeichens ehemaliger Restaurantbesitzer und Familienoberhaupt in Wilhelmshaven. Sein letzter Wunsch war eine Seebestattung, die nun erfolgen sollte. Der gesamte Familienclan drum herum war dazu eingeladen: die Bossis und die Dirks aus Hannover, die Catalanis aus Oldenburg und die Bassis aus Corleone, nicht zu vergessen die Larinis aus Wilhelmshaven mit den einladenden Bassis als Trauerfamilie.

Spaghetti, Grappa, Vino rosso und im Zweifelsfall Bier heizten ganz sachte die Stimmung an, vergleichbar mit den Dampfkesseln eines Ozeanriesen, der langsam in Fahrt kommt. Nun ist die „Jade Perle" zwar kein Dampfschiff, besitzt aber doch die Gemütlichkeit eines Seeveteranen. Das wissen die Mafioso-Bosse zu schätzen, fühlen sich wie daheim. Entsprechend lautstark wird diskutiert und geschimpft. Das mitreisende Publikum, meist Stammgäste des Restaurante „Peperoncino", schauen und hören genüsslich zu und fühlen sich ebenfalls fast wie daheim. Meinte ein ungenannt bleiben wollender Kommunalpolitiker scherzhaft, er wolle mal schauen, wie das so unter den Mafiosos zugehe, worauf er sich sagen lassen musste, dass ihm dieses „Brauchtum" aus politischer Sicht nicht unbekannt sein sollte.

Das Mörderspiel, Teil 2, hat damit begonnen. Teil 1 wurde im vergangenen Jahr auf der „Jade Perle" mit tollem Erfolg abgedampft, so dass sich die Veranstalter (Wilhelmshaven Projekt GmbH und Landesbühne Niedersachsen Nord) zu einer Neuauflage entschlossen. Frank Fuhrmann führt wieder die Regie, er konzipierte den „Mord auf hoher See", und ein 30-köpfiges Ensemble setzte die Ideen in Taten um: Pädagogen, Laienspielerinnen und Spieler von jung bis alt, Mitglieder der Niederdeutschen Bühne, des Jugend- und des Altenclubs und Leute, die aus reiner Freude am Spiel mitmachen, bilden das Team. Die Volksbank Wilhelmshaven sponsert diese Mordsgeschichte, so wird Vorstand Andreas Pape an Bord auch als Don Pape angesprochen.

Ohne Drehbuch wurde das Spielkonzept ausdiskutiert. Dann, vor zwei Monaten, begannen die Proben. Das machte Lust zum Spiel, sagt Bernd Warnecke, in das das Publikum einbezogen werden soll. So ereignen sich die Spielszenen unerwartet und quer durch das Schiff. Es wird um die Frage des Nachfolgers für den inzwischen „versenkten" Antonio Bassi gestritten und schließlich geballert, so dass Pulverdampf aus rauchenden Colts und Pistolen die Luft der Salons schwängert. An Bord, auf den Decks und in den Salons ist ein Quirlen und Wirbeln, ein Kommen und Gehen. Immer und überall ist was los, überschlagen sich die Ereignisse. Die Passagiere wissen nicht, wohin sie zuerst schauen, was miterleben sollen. Die Leichen liegen wie Fallobst überall herum. So endet dieses recht spannende Mafioso-Drama, die Wiederauferstandenen ernten den Spontanbeifall der 220 Mitreisenden.

Langsam nimmt die „Jade Perle" wieder Kurs Helgolandkai und macht behutsam die Leinen fest, was für viele Gäste aber noch längst nicht das Zeichen ist, das Schiff nun umgehend zu verlassen, zumal die Schiffsbar noch nicht gelenzt ist. Die Kripo kommt auch nicht an Bord, um die Todesschüsse zu untersuchen. So kann ausgiebig das Seemannsgarn weitergesponnen werden. Der Veranstalter hat diesem Mörderspiel schließlich das Motto „Wilhelmshaven maritim" verliehen.

Das Seemannsgarn gibt es noch öfters

-eri- Wilhelmshaven.
Die weiteren Mörderspiele an Bord der „Jade Perle" sind am 22. und 23. Juni sowie am 10., 11., 24. und 25. August zu erleben. Der Start ist jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei den Zweigstellen der Volksbank Wilhelmshaven (Kartenservice 04421/406712). Wer eine Kurzfassung der Mafioso-Seebestattung im Fernsehen anschauen möchte, hat dazu am morgigen Dienstag bei Sat l in der Sendung ab 17.30 Uhr Gelegenheit.


GUTEN MORGEN SONNTAG vom ???

„Der Mafiosibeerdigung" vereinte 220 Gäste und 30 Schauspieler auf der MS Jade Perle

Hilfe - die Mafia ist los!!!!

Wilhelmshaven.
(Za) Man nehme die Biografien verschiedener Mafiaangehöriger, das Talent von 30 hochmotivierte Schauspielamateuren (die auch bei Schmuddelwetter acht Minuten „tot" auf dem Schiffsdeck liegen bleiben) und eine Prise Undurchsichtigkeit: Heraus kommt eine Beerdigungsfeier die ihresgleichen sucht. „Mord auf Hoher See II - Die Mafiosibeerdigung" feierte am Freitag auf der „MS Jade Perle" Premiere." 220 Gäste waren zugegen, um sich von den Auswüchsen italienischer Kriminalität zu überzeugen. Und jeder fragte sich: Wer wird die Nachfolge des italienischen Restaurantbesitzers Antonio Bassi antreten? Während Freunde und Bekannte trauern, beabsichtigt Don Salvatore alias BBS III-Schulleiter Bernd Warnecke, die Macht an sich zu reißen. Der Mafioso „par exelence" (sein Auftritt hätte selbst gebürtige Sizilianer in den Schatten gestellt) hält Antonios Sohn Carlo für zu schwach, das Erbe anzutreten. Keine Frage, dass Don Salvatore nicht der einzige ist, der an dem Erbe interessiert ist. Und während sich der Mafiosi-Clan um die Nachfolge des Verstorbenen „prügelt", sind die Gäste mitten drin und fühlen sich bald selbst wie ein Freund „der Familie". „Die Mafiosibeerdigung" muss man erlebt haben. Schon das Betreten der „MS Jade Perle" zieht einen in das Machtgefüge der italienischen Unterwelt hinab. Gnade Gott, wer nicht vorher die ausgeteilte Broschüre gelesen hat. Für den wird die Beerdigungsfeier zum Trauerspiel, denn außer einem heillosen Durcheinander bekommt er wenig mit. Deshalb ein vorsorglicher Tipp: Vor dem Besuch unbedingt die Broschüre durchlesen, sich Namen und Gesichter merken und „ruhig sitzen bleiben". Das Hinterherlaufen der einzelnen Gruppen macht wenig Sinn, da man im ungünstigsten Fall „nur die Nebenszenen mitbekommt". Was sonst so passiert? Wir verraten nichts, denn ein ungeschriebenes Gesetz der Mafia lautet: Schweigen!!! Karten für „Die Mafiosibeerdigung" am 22. und 23 Juni sowie am 10.; 11; 24. u. 25. August gibt es ausschließlich bei der Volksbank.


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