Dat Schörengericht

Volksstück von Friedrich Hans Schaefer nach Heinrich von Kleist

Regie: Rudolf Plent
Premiere: 03.04.04

Walter,
Gerichtsrat - Jürgen Tapken
Adam,
Dorfrichter - Arnold Preuß
Licht,
Schreiber - Marc Gelhart
Martje Rull,
Hebamme - Marion Zomerland
Eve,
ihre Tochter - Martina Stühmer
Jan Tümpel,
ein Bauer - Klaus Aden
Ruprecht,
sein Sohn - André Gelhart
Frau Brigitte,
Jans Schwester - Wilma Welte
Ein Bedienter des Gerichtsrates
- Markus Lomertin
Hahnmeier,
Büttel - Günter Boye
Greten,
Magd des Richters - Heidi Strowik
Lisbeth,
Magd des Richters - Christel Dörnath


Inhalt

Der Gerichtsschreiber Licht steht am frühen Morgen vor verschlossenen Türen, als er seinen Dienst antreten will. Kein Wunder, schließlich hat der Dorfrichter Adam eine anstrengende und turbulente Nacht hinter sich. Als dieser ihm nach langem Klopfen endlich öffnet, fallen Licht unzählige Wunden am ganzen Körper des Richters auf. Darauf angesprochen, tischt Adam ihm die Lüge auf, er habe sich den Kopf beim Aufstehen am Kachelofen gestoßen.

Dorfrichter Adam (Arnold Preuß) schockiert seinen Schreiber Licht (Marc Gelhart) mit einer Vielzahl von Verletzungen am Kopf.

Dorfrichter Adam (Arnold Preuß) schockiert seinen Schreiber Licht (Marc Gelhart) mit einer Vielzahl von Verletzungen am Kopf.

Skeptisch akzeptiert Licht zunächst die abenteuerliche Geschichte, denn ihn interessiert etwas ganz anderes. Von einem Bauern hat er erfahren, dass der Gerichtsrat Walter auf Revisionstour ist und auch Adams Gericht in Schaar einen Kontrollbesuch abstatten will. Da er um den liederlichen Zustand der Registratur und der unkonventionellen Verfahrensart des Richters weiß, sieht er dadurch die Chance nahen, Adam nach 9 Jahren Schreiber-Tätigkeit als Gerichtsvorsitzender ersetzen zu dürfen. Adam lässt sich nur schwer vom Wahrheitsgehalt der Meldung überzeugen, bläut seinem Schreiber aber vorsichtshalber ein, er solle seinen Ehrgeiz zügeln. Schon kurz darauf tritt der Diener des Rates in Erscheinung, um seinen Herren anzukündigen. Mit der Ausrede, er sei krank, will Adam den Besuch verhindern, doch Licht lenkt in Sorge um seine Karriereplanung ein.

Der Diener des Gerichtsrats Walter (Markus Lomertin) ist genau wie Schreiber Licht (Marc Gelhart) verwundert über die Hektik, die Dorfrichter Adam (Arnold Preuß) und seine Magd Lisbeth (Christel Dörnath) verbreiten.

Nur wenig später kommt der Gerichtsrat Walter an. Wenn er auch sehr korrekt und dienstbeflissen ist, so zeigt er sich doch nachsichtig, was kleine Fehler bei einem unangemeldeten Kontrollbesuch anbelangt. Wie der Zufall es will, ist am selben Tag sogar Gerichtstermin, was Rat Walter und noch mehr dem Schreiber gut in den Kram passt. Während der Richter sich widerwillig auf die Verhandlung vorbereitet, treten die Prozessgegner ein. Zum einen Martje Rull nebst Tochter Eve und einem zerbrochenen Krug, zum anderen Eves Verlobter Ruprecht Tümpel mit seinem Vater Jan. Frau Martje beschuldigt Ruprecht, er habe in der vorangegangenen Nacht den Krug zerschmissen, als er Eve besucht habe. Der beteuert hingegen, er habe den wahren Täter in die Flucht geschlagen. Wie Licht recht bald vermutet, handelt es sich beim wahren Flüchtling um den Dorfrichter Adam, der Eve zum Beischlaf nötigen wollte. So ist der Richter in der folgenden Verhandlung allein damit beschäftigt, mit wilden Lügengeschichten jeglichen Verdacht von sich ab- und zu Ruprecht hinzulenken...


Kritiken

OLDENBURG, 4. April 2004

Hanne Klöver vom NDR, die auch den Plattdeutsch-Beitrag mit André und mir gedreht hat, besuchte unsere Generalprobe am 3.4., um einen Radiobeitrag produzieren zu können. Am Tag danach schrieb sie unserem Bühnenleiter Arnold Preuß in einer E-Mail:

Lieber Arnold Preuss!

Großartige Unterhaltung, wunderbar gespielt. Ich bin wirklich begeistert. Dabei dachte ich immer, dass ich "Lustspiele" blöd finde. So lernt man nie aus. Ich habe mich köstlich amüsiert.

Ich fand alle Schauspieler in ihren Leistungen wirklich überzeugend. Die Gelhart-Brüder und "Eve" haben mich besonders fasziniert, da ich ja weiß, dass sie erst so kurz dabei sind. Rudi Plent hat wirklich gute Arbeit geleistet.

Mien Kumpelmenten - oder wie dat up plattdüütsch heet!

Herzlichen Gruß

Hanne Klöver


Der Beitrag wurde am 10. April 2004 auf NDR1 - Radio Niedersachsen in "Ditt un Dat up Platt" gesendet. Hier könnt Ihr ihn als MP3 anhören oder downloaden


WILHELMSHAVENER ZEITUNG vom 5. April 2004

Lüsterner Dorfrichter gerät in arge Erklärungsnöte

PREMIERE Niederdeutsche Bühne mit
„Dat Schörengericht"

Als letzte Aufführung dieser Saison inszenierte die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven „Dat Schörengericht". Arnold Preuß brillierte.
VON HARTMUT SIEFKEN

WILHELMSHAVEN - Die Premiere geriet zu einem rundherum vergnüglichen Theaterabend. Ursprünglich sollte die „Feuerzangenbowle" als letztes auf dem Spielplan stehen, doch aus personellen Gründen musste die Bühnenleitung kurzfristig umdisponieren. Mit „Dat Schörengericht", dem Lustspiel von Friedrich Hans Schaefer nach dem Klassiker von Heinrich von Kleist, fand man guten Ersatz und weitaus mehr als nur eine Verlegenheitslösung. Regisseur Rudolf Plent verstand es, die Schauspieltruppe gut in Szene zu setzen, nichts wirkte steif oder allzu statisch, die Schauspieler agierten und überzeugten durchweg durch engagiertes, mimisch unterstütztes Spiel.

Besonders hervorzuheben ist Arnold Preuß in der Hauptrolle des Dorfrichters Adam; der verschlagene Lüstling Adam hatte das arme Mädchen Eve Rull in der Nacht in arge Bedrängnis gebracht. Mit Müh und Not konnte er vor ihrem eifersüchtigen Verlobten Ruprecht durchs Fenster flüchten, wobei er den Krug zerbrach, seine Perücke im Spalier verlor und einen kräftigen Hieb einsteckte, Zwar blieb er zunächst unerkannt.

Doch weil Martje Rull, Eves Mutter, Ruprecht im Verdacht hatte, den Krug zerstört zu haben, landete der nächstliche Vorfall auf seinem Richtertisch. Dummerweise platzt ausgerechnet an diesem Tag Gerichtsrat Walter zur Inspektion herein. Adam versucht zwar, Eve mit einem gefälschten Stellungsbefehl für Ruprecht zum Schweigen zu erpressen, doch das Unheil nimmt für seinen Lauf.

Marion Zomerland verkörpert redselig die Martje Rull. André Gelhart gibt dem verzweifelten Ruprecht beredten Ausdruck, Martina Stümer der gottverlassenen Eve.

Auch die übrigen Rollen sind solide besetzt

Adams Schreiber Licht, den kriecherischen Ehrgeizling, der alles daran setzt, Adams Fehltritt zu eignen Gunsten auszunutzen, mimte vorzüglich Marc Gelhart. Solide besetzt auch die übrigen Rollen: Jürgen Tapken als Gerichtsrat Walter, Klaus Aden als Bauer Jan Tümpel, Wilma Welte, als Jans Schwester, die Adam schwer belastet, Markus Lomertin als Bedienter des Gerichtsrats, Günter Boye als trotteliger Büttel Hahnmeier und Heidi Strowik und Christel Dörnath als Mägde des Richters.

Christa Düx lieferte den Entwurf für das rustikale Bühnenbild, das Wolfgang Buttjer und Heiz Fuchs bauten. Die Bühnentechnik bewerkstelligten Werner Dörnath, Manfred Eilers, Heinz Fuchs, Gerd Gelhart, Wilfried Meinert und Frank Münkenwarf. Magita Pust gab die Stichworte als „Topustersche", die Requisiten besorgte Marianne Karstens, für die Masken zeichneten Christel Brandt-Jaedeke, Patricia Ens und Katja Stöver verantwortlich. Uwe Freiberg, Heinz Hillers und Peter Pfaus setzten alles ins rechte Licht. Manfred Eilers oblag die die technische Leitung, Anke Schluppkotten die Inspizienz.

Weitere Aufführungstermine im Stadttheater sind: 17. April, 20 Uhr; 18. und 25. April, 15.30 Uhr und 20 Uhr; 8. Mai, 20 Uhr.

JEVERSCHES WOCHENBLATT vom 6. April 2004

Ein komödiantischer Volltreffer

Arnold Preuß als durchtriebener Adam in
„Dat Schörengericht" der Niederdeutschen Bühne

Die niederdeutsche Bühne lockte mehr als 10 000 Zuschauer ins Theater. Nun wird „Der zerbrochene Krug" auf Platt gespielt.

VON ERNST RICHTER

WILHELMSHAVEN - Eigentlich wollte die Niederdeutsche Bühne Wilhelmshaven „Theater am Meer" mit der Erstaufführung „De Fledderbeerpunsch" (Feuerzangenbowle) die Spielzeit 2003/04 beschließen. Es traten, wie berichtet, Besetzungsprobleme auf. Kurzfristig musste umdisponiert werden, um die Spieltermine einhalten zu können. So rückte das Lustspiel „Dat Schörengericht" (Der zerbrochene Krug) in der Übersetzung von Friedrich Hans Schaefer nach Heinrich von Kleist auf den Spielplan. Das wurde zu einem Glücksfall.

Am vergangenen Wochenende war Premiere in Stadttheater. Heinrich von Kleist hat das Lustspiel „Der zerbrochene Krug" 1806 in Königsberg vollendet. Kleist hat ihn in der Gerichtsstube eines niederländischen Dorfs bei Utrecht im 18. Jahrhundert angesiedelt. „Dat Schörengericht" von Friedrich Hans Schaefer rückt die Gerichtsstube des Dorfrichters Adam nach Schaar, belässt die feine Kostümausstattung aber in der damaligen Zeit. Gerichtsrat Walter befindet sich auf einer überraschenden Inspektionsreise, kommt von Kniphausen und will weiter nach Sengwarden. Bei seiner Visite in Schaar trifft er auf einen ganz unpässlichen Dorfrichter Adam, den seine Begehrlichkeit auf die junge Eve zu Fall bringt, obwohl er mit aller Durchtriebenheit seine Schuld zu vertuschen sucht.

Arnold Preuß verleiht diesem Dorfrichter Adam die tragikomische Charakterfigur, die diese Aufführung bestimmend prägt, zumal er mit Marc Gelhart als Gerichtsschreiber Licht einen glänzenden Partner gefunden hat, der selbst ganz unverhohlen scharf auf das Amt des Dorfrichters ist. Jürgen Tapken hat als Gerichtsrat Walter seinen souveränen Auftritt. Ebenfalls weit über eine schauspielerische Laiendarstellung hinaus gelingt Marion Zomerland die Charakterisierung der redegewandten Klägerin Martje Rull, die von ihrem zerbrochenen Krug nicht lassen will.

Andre Gelhart spielt bravourös den Bauernsohn Ruprecht, in Verdacht geraten, in die Kammer von Frau Rulls Töchterlein Eve eingestiegen zu sein, wo bei seiner plötzlichen Flucht der besagte Krug zu Bruch ging. Tochter Eve wird von Martina Stühmer mit jungfräulicher Akribie dargestellt. Erst als ihrem Ruprecht die von Dorfrichter Adam ausgesprochene Haftstrafe droht, schreit sie es heraus: Der Richter Adam hat den Krug zerbrochen. Perücke und Adams Klumpfuß nährten den Verdacht auf des Dorfrichters Tat, eifrig genährt von Schreiber Licht, der als Zeugin Frau Brigitte ausgekundschaftet hat, dargestellt von Wilma Welte.

In den weiteren Rollen vervollständigen das von Regisseur Rudolf Plent fein eingestimmte Ensemble Klaus Aden als Bauer Jan Tümpel mit der lockeren Hand; humorvoll eingestellt Günter Boye als Büttel Hahnmeier und Markus Lomertin als Bediensteter des Gerichtsrats; dazu gesellen sich Heidi Strowik und Christel Dornath als Mägde Greten und Lisbeth. Zusammen mit Dorfrichter Adam stimmen sie als köstlichen Regieeinfall ein Liedchen an, um den inzwischen misstrauisch gewordenen Gerichtsrat etwas aufzuheitern. Das alles passiert in der von Christa Dux ganz ansprechend gestalteten Gerichtsstube als Bühnenbild.

Nein, ein Bauernschwank, der lauthals Lachsalven produziert, ist „Dat Schörengericht" nicht. Hintergründig ist der Humor. Das wird auch vom Publikum mit gebotener Zurückhaltung quittiert. Der berechtigte Beifall schlägt sich im anhaltenden Schlussapplaus nieder. Damit hat das „Theater am Meer" Lust auf die nächste Spielzeit geweckt. Arnold Preuß, hier als Leiter der Niederdeutschen Bühne Wilhelmshaven, sieht die Bühne im Aufwind: In der Spielzeit 2003/04 werde zum ersten Mal wieder die Zahl von 10 000 Tokiekers erreicht.

Die weiteren Aufführungen sind: Sonnabend, 17. April, 20 Uhr, Sonntag, 18. April, 15.30 und 20 Uhr, Sonntag, 25. April, 15.30 und 20 Uhr, 8. Mai, 20 Uhr. Damit werde die Qualität der Inszenierungen anerkannt. Das soll auch in der kommenden Spielzeit die Devise für das „Theater am Meer" sein.



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