Seitenspringer

Komödie von Kay Kruppa und Frank Pinkus
Regie: Thorsten Hamer
Premiere: 09.10.20 (Voraufführung 07.+08.10.20)

Ewald,
der dreiste Hotelportier - Thorsten Hamer
Lina,
das (erotische) Zimmermädchen - Christina Stephan
Norbert Stenzel,
der (frivole) Zimmerkellner - Christian Hamann
Vicky Lenz,
Frau von Lenny - Isabell Christin Behrendt
Lenny Lenz,
Sohn von Nadja und Bernhard - Leenert Schrader
Nadja Lenz,
Frau von Bernhard - Franziska Krumwiede
Bernhard Lenz
- Hermes Schmid
Stella Brinkmann,
Frau von Leo - Inga Jamry
Leo Brinkmann
- Marc Gelhart


Kritiken

KREISZEITUNG vom 12. Oktober 2020

Knisternde Nacht im Erotik-Hotel

„Seitenspringer“: Publikum sehen turbulenten Zweiakter als Uraufführung im Weyher Theater

VON RAINER JYSCH

Weyhe
- Mit einer erotischen Verwechslungskomödie haben die Ensemblemitglieder des Weyher Theaters am Freitagabend ihr Premieren-Publikum grandios unterhalten. Das Stück „Seitenspringer“, die zweite Premiere in der laufenden Spielzeit, enthielt reichlich Zündstoff für Lachsalven und bekam am Ende viel Applaus.

Der turbulente Zweiakter aus der Feder von Intendant Kay Kruppa und Dramaturg Frank Pinkus erlebte seine Uraufführung unter der Regie von Thorsten Hamer, der zugleich die Rolle eines dreisten Hotelportiers übernommen hatte. Der Stoff hätte nicht witziger und treffender inszeniert werden können.

Zum Gelingen des Abends trug neben der schauspielerischen Leistung der gesamten Crew, auch das von Lisa Kück passend in Szene gesetzte Bühnenambiente bei. Für die (knappen) Kostüme hatte Anika Töbelmann gesorgt.

Ort der Handlung: Ein neu eröffnetes Erotik-Hotel. Einst eine brave Pension, die der neue Eigentümer und Erbe in eine Absteige für sexhungrige Paare verwandelt hat. Der Name ist Programm: „Zum Seitensprung“.

Das Management in Person von Portier Ewald (Thorsten Hamer) hat das Personal mit der attraktiven Lina (Christina Stephan) um ein kesses Zimmermädchen und mit dem schüchternen Norbert (Christian Hamann) verstärkt. Die neuen Mitarbeiter sollen die Gäste während ihres Aufenthaltes in der Absteige in Schwung und Stimmung bringen. Norbert ist mit seiner Aufgabe als frivoler Kellner allerdings ziemlich überfordert.

Bereits am Tag der Eröffnung ist das Drei-Zimmer-Hotel ausgebucht. Um ihre Anonymität zu wahren, haben alle Gäste mit dem Decknamen „Müller“ eingecheckt. Vicky (Isabell Christin Behrendt) und Lenny (Lennert Schrader) werden Hotelpersonal als erste Besucher begrüßt. Beide haben ohne Wissen von Lennys Eltern geheiratet und wollen im Erotik-Hotel jetzt ihre Hochzeitsnacht verbringen, was soweit moralisch nicht zu beanstanden ist.

Ganz anders bei den beiden echten Seitenspringer-Paaren: Nadja (Franziska Krumwiede) und Leo (Marc Gelhart) sowie Stella (Inga Jamry) und Bernhard (Hermes Schmid). Im Lauf der Handlung werden die dominant auftretenden Nadja und Stella gegenüber ihren Zimmergenossen auch schon mal handgreiflich und laut, wenn es beim Rendezvous nicht so läuft, wie es sich die Damen vorgestellt haben.

Besonders problematisch macht die Situation, dass beide Paare miteinander verheiratet sind. Bloß über Kreuz! Also Nadja mit Bernhard und Stella mit Leo. Dass sie zeitgleich und im selben Hotel das erotische Abenteuer suchen, ist der dramaturgische Garant für viele Momente und Situationen wie sie das Publikum beim Boulevardtheater liebt und erwartet. Was sich noch durch den Umstand verschärft, dass es sich bei Bernhard und Nadja um die Eltern von Lenny handelt.

Keines der drei Paare weiß also zunächst von der Anwesenheit der anderen. So entwickelt sich ein Spiel, um die heimlichen Treffen und falschen Identitäten und das allgegenwärtige Risiko, unvermittelt aufzufliegen. Unterdessen hatte das Hotelpersonal alle Mühe, bei sechs Gästen mit demselben Nachnamen den Überblick zu behalten. Welche Frau Müller befindet sich da gerade in welchem Zimmer?

Versierte Theaterbesucher ahnten spätestens an dieser Stelle, dass das nicht lange gutgehen kann.

Mit der temporeichen und mit nackten Tatsachen gespickten Komödie haben die Autoren Pinkus und Kruppa es erneut geschafft, ein megalustiges Stück für das Weyher Theater zu schreiben, das in die Herzen der Zuschauer trifft. Die tadellose Regiearbeit von Thorsten Hamer trägt ein Übriges dazu bei.

Hoch anzurechnen ist es den Theaterleuten, dass sie stets neue Lustspiele präsentieren, die bei einem komödienverwöhnten Zuschauerkreis für die gewünschte Unterhaltung sorgen. Mit dem Stück „Seitenspringer“ ist das in jeder Hinsicht wieder einmal eindrucksvoll gelungen.

Aufgrund der Corona-Auflagen durften die 313 Sitzplätze nur zum Teil besetzt werden. Und auch auf der Bühne gab es Einschränkungen für die Körperkontakte. Das Weyher Theater hat das Problem für die Schauspieler aber hervorragend gelöst und geeignete Requisiten geschickt in die Handlung eingebaut, ohne dass sich der Spaß bei Darstellern und Zuschauern verflüchtigt hätte. Im Gegenteil: Zahlreiche Lacher, häufiger Szenenbeifall und ein lang andauernder Schlussapplaus des am Ende stehenden Publikums waren ein wirklich verdienter Lohn und Dank für eine amüsante Vorstellung. Zum Abschied veredelten die Darsteller die Aufführung noch mit einem kleinen choreografischen „Sahnehäubchen“.


WESER KURIER vom 12. Oktober 2020

Liebesidylle wird zum köstlichen Chaos

Das Weyher Theater geht mit neuer Komödie rund um Turbulenzen im Hotel Zum Seitensprung an den Start

VON ANKE BAYER-THIEMIG

Weyhe. „Ich glaube, wir sind hier falsch“, meinte die prüde Vicky (Isabell Christin Behrendt) zu ihrem frisch angetrauten Ehemann Lenny (Leenert Schrader). Das junge Paar auf Hochzeitsreise landete tatsächlich in einem merkwürdigen Hotel, das eigentlich gar keines war. „Seitenspringer“ heißt die neue Komödie aus der Feder von Intendant Kay Kruppa und Dramaturg Frank Pinkus und brachte am Premierenabend im Weyher Theater am Freitag so einiges an Chaos mit sich.

Übrigens nur auf der Bühne, ansonsten ging es sehr zivilisiert zu: Maskenpflicht bis zum Sitzplatz, Desinfektionsständer, ausreichend Abstandsregeln im Zuschauerraum. Zudem waren beide Bars geöffnet, damit sich der Betrieb entzerrte. Was aber im Hotel Zum Seitensprung alles passierte, war wirklich bemerkenswert. Im Mittelpunkt der Geschichte standen nicht nur das bereits erwähnte frisch angetraute Paar, sondern auch Nadja (Franziska Krumwiede) mit Leo (Marc Gelhart) sowie Stella (Inga Jamry) mit Bernhard (Hermes Schmid), alle hatten unter dem Decknamen Müller („Sprüht für Einfallslosigkeit der Gäste“, so der Portier) eingecheckt. „Heute Nacht müllert es ganz schön.“ Doch das war nicht die einzige Kuriosität, die Paare waren in Wirklichkeit anders liiert: Nadja mit Bernhard und Stella mit Leo, seit vier Monaten Nachbarn. Und Nadja und Bernhard waren auch noch Lennys Eltern.

Den Machern ist es gelungen, die Handlung durch immer weitere Verstrickungen turbulent auf die Spitze zu treiben. Die Dialoge waren spritzig und voller Pointen, die Situationskomik kaum zu übertreffen. Im Tumult der durcheinander wirbelnden Sehnsüchte, Frustrationen und Fragen liefen die Protagonisten zur Höchstform auf. Rechtfertigungen, Schreie, versprochenes Stillschweigen und moralische Skrupel: Es fehlte an nichts.

„Das Prinzip Ehe wird deutlich überschätzt“ – Leo musste es wissen. Und auch Nadja wollte „sich neu erleben“. „Wer sich hier einmietet, weiß was passiert“, brachte es Bernhard auf den Punkt. Oder nicht? Alles soll noch nicht verraten werden, aber oft ist nur der Wunsch der Vater des Gedankens. Natürlich wird sich geküsst – übrigens anständig mit Maske. Die Schauspieler liegen auch zusammen im Bett, getrennt durch transparentes Acrylglas oder aufeinander, zwischen ihnen Folie. Einfach gut gemacht. Ein ganz großes Lob an die Ideengeber.

Da blieben auch dem Muttersohn und Hotelportier Ewald (Thorsten Hamer), dem erotisch mit Lackröckchen ausgestatteten Zimmermädchen Lina (Christina Stephan) und dem frivolen Kellner Norbert (Christian Hamann), der zuvor 16 Monate arbeitslos war und auch auf die Namen Marcel, Luigi oder Boris reagierte (die Mutter wollte ihn längst umtauschen), die Spucke weg. Es waren Szenen wie das schnelle Abhauen durch das Fenster oder die Gesangseinlagen von Leo, die zur Premiere eigentlich keiner weiteren Worte bedurften. Erneut hat das Weyher Theater Ideenreichtum beim Bühnenbild bewiesen, das Hotel Zum Seitensprung lebte auch von seiner einfallsreichen Kulisse (Lisa Kück): Ein Raum, zwei runde Spielwiesen, Empfang und eine Bar ermöglichten einen schnellen Schauplatzwechsel.

Das muss man gesehen haben. Bevor das Etablissement Zum Seitensprung („für Durchgangsverkehr“, so der Portier) wieder ein ganz solides Familienhotel werden soll, empfiehlt es sich, schnellstens den Zweiakter anzuschauen. Oder wie Ewald es betonte: „Sie wissen nicht, was sie verpassen.“ Dazu die frische Herbsttemperatur in den Pausen über die Seitenöffnungen, die vielen verschiedenen Parfümdüfte der Besucher, die Desinfektionsgerüche und die Theaterluft – kurzum wunderbar. Positiv fielen dann auch die Reaktionen des Publikums aus: „Eine ganz tolle Unterhaltung, weil das Stück ein Thema behandelt, das wohl jeder kennt“, sagte ein Besucher und lächelte.


Termine

01. Mittwoch, 07.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater - Voraufführung
02. Donnerstag, 08.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater - Voraufführung
03. Freitag, 09.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
04. Samstag, 10.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
05. Sonntag, 11.10.2020, 15.00 Uhr, Weyher Theater
06. Mittwoch, 14.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
07. Donnerstag, 15.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
08. Freitag, 16.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
09. Samstag, 17.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
10. Sonntag, 18.10.2020, 15.00 Uhr, Weyher Theater
11. Mittwoch, 21.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
12. Donnerstag, 22.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
13. Freitag, 23.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
14. Samstag, 24.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
15. Sonntag, 25.10.2020, 15.00 Uhr, Weyher Theater
16. Mittwoch, 28.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
17. Donnerstag, 29.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
18. Freitag, 30.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater
19. Samstag, 31.10.2020, 20.00 Uhr, Weyher Theater

20. Sonntag, 01.11.2020, 15.00 Uhr, Weyher Theater

Weitere Vorstellungen sind dem Lockdown 2020/2021 zum Opfer gefallen.



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