Zweimal lebenslänglich

von Owen O'Neill & Dave Johns
nach der Novelle "Rita Hayworth and the Shawshank Redemption" von Stephen King
Regie: Frank Pinkus
Premiere: 31.08.12 (Voraufführung 29.+30.08.12)

Andy Dufresne,
Banker - Kay Kruppa
Red,
Häftling - Frank Pinkus
Brooksie Hatlen,
Häftling - Hermes Schmid
Rico,
Häftling - Marc Gelhart
Tommy,
Häftling - Marc Gelhart
Chester,
Häftling - Patrick Kuhlmann
Bogs Diamond,
Häftling, erste "Schwester" - Marco Linke
Rooster,
Häftling, zweite "Schwester" - Thomas Kahle
Gregory Stammas,
Gefängnisdirektor - Joachim Börker
Bryan Hadley,
Oberaufseher - Simon Kase
Mert Entwistle,
Unteraufseher - Kevin Kuhlmann


Kritiken

SONNTAGS-TIPP vom 2. September 2012

Plädoyer für das Leben

Bemerkenswerte Premiere am Weyher Theater

Von Heinrich Kracke

WEYHE. Erste Schritte, sie können auf elegante Weise zurückgelegt werden, auf leichte, gern auch auf spielerische Art. Diese Schritte sahen anders aus. Es war der schwerste Gang, den der ehemalige Banker Andy Dufresne zu gehen hatte. In Anzug und in weißem Hemd ging er diesen Weg in der allerersten Szene des Stücks, ein Weg in den Knast, verurteilt. Eine Szene mit doppelter Symbolik. Auch jener, der den Banker verkörperte, er trug eine Last. Kay Kruppa, Intendant im Weyher Theater, und damit zusammen mit Dramaturg Frank Pinkus verantwortlich für Erfolg und Misserfolg der Spielstätte, schulterte diese Bürde. In "Zweimal lebenslänglich", das am Freitag Premiere feierte, hatte das Komödienhaus das Genre des Schauspiels aufgegriffen, ein Ausflug, der andernorts oft, oft schiefgegangen ist.

An der Seite von Pinkus war Kruppa diesen Weg gegangen. An der Seite Reds, der eine Doppelrolle übernahm, die des Erzählers, und die des bis dahin wichtigsten Mannes im Knast, des Beschaffers, von der Zahnbürste bis zum Marihuana, Pinkus, der auch noch in einer dritten Rolle auf der Bühne stand. Er hat das Stück inszeniert. Aus seiner Feder stammte diese erste Szene, die die Tonlage vorgab an einem denkwürdigen Abend. Wo sonst Lachsalven das Eis brechen, und die Zuschauer mitzureißen pflegen, oder eingängige Schlager, da machte plötzlich das Wort die Musik, und die Handlung, die fesselnde Szene. Andy auf dem Weg hinter Gittern, den Anzug auf Geheiß der Wärter abstreifend; nackt und bloß wie er da stand. Ehrlicher kann Theater kaum sein.

Bestseller-Autor Steven King hatte seine Novelle in die brutalste aller Welten verlegt, in die gesetzloseste, in der dann doch eigene Gesetze gelten, jene von Hass und Niedertracht. Eine Geschichte, Wechsel voll und spannend und mit einem überraschenden Ausgang, die gewiss viel Potenzial bietet, und dieses Potenzial auch schon entwickelt hat, in Dublin zum Beispiel und im Londoner Westend, wo sie zum Publikumsmagneten wurde. Die Frage ist aber eben, wer sie wie auf die Bühne bringt. Gelingt dergleichen auch im Komödienhaus?

Eine Antwort gab das Premierenpublikum selbst. In jener Szene zum Beispiel, als sich das Schauspiel zuspitzte. Andy, der Banker, als einziger von seiner Unschuld überzeugt, vor dem brutalen Gefängnisdirektor, Andy wutschnaubend, bebend, seine Chance auf Neuaufnahme des Verfahrens suchend, Andy schreiend. "Es ist meine einzige Chance." Hochoben auf der Bühne, im kalten Scheinwerferlicht. Szenen voller Emotionen. Und plötzlich Stille, nichts mehr, kein Ton, das Licht erlischt. Momente vollkommener Ruhe. Kein Räuspern im Theatersaal, kein Rascheln unter den mehr als 300. Atemlose Stille. Überhaupt in den zweieinhalb Stunden dieses Plädoyers für das Leben und die Hoffnung kein einziger markerschütternder Lacher wie sonst, schon gar keine Lachtränen. Aber Tränen flössen dennoch. Am Ende. Tränen, nennen wir sie: der Rührung. Der Bewegtheit. Manch einer gestand sie sich ein, mancher nicht. Ergriffen reagierte jeder.

Wohl auch jene oben auf der Bühne. Sie waren mit einigermaßen Respekt in diese Premiere gegangen. Das Publikum hatte nämlich zurückhaltend auf das Schauspiel reagiert. Lediglich 75 Prozent der insgesamt 10.000 Tickets für "Zweimal lebenslänglich" hatten vor der Premiere Abnehmer gefunden, eine Quote die andere Theatermacher frohlocken ließe, in der Weyher 100-Prozent-Glückseligkeit aber Irritation auslöst. Schon einmal war das Publikum zurückhaltend geblieben. Exakt vor zwei Jahren. Ins Genre des "Schauspiels mit Musik" hatte sich das Weyher Theater seinerzeit gewagt, "Cash" stand auf dem Programm. Inzwischen hat sich die Geschichte über das Leben der Musiklegende mit deutlich mehr als 100 Vorstellungen und rund 40.000 Besuchern zum größten Erfolg der Weyher Theatergeschichte entwickelt. Ein gutes Omen für "Zweimal lebenslänglich"? Überraschen würde es nicht.


KREISZEITUNG vom 3. September 2012

Hoffnung und Treue siegen über Gewalt und Brutalität

Weyher Theater: Premierenpublikum von "Zweimal lebenslänglich" begeistert

Von Sigi Schritt

Kirchweyhe - Minutenlanger und lautstarker Beifall in der ausverkauften Premierenvorstellung am Freitagabend. Tränen in den Augen vieler Besucher. Alle Zuschauer sind aufgestanden und fordern immer wieder Vorhänge. Keine Frage: Mit dem neuen Stück "Zweimal lebenslänglich" weicht das für seine Komödien umjubelte Weyher Theater bewusst von seinem Weg ab, und legt mit dem ersten Schauspiel eindeutig eine erfolgreiche Punktlandung hin.

Das Stück basiert auf einer Novelle von Stephen King. Ein mit sieben Oscars nominierter Film machte 1994 das populäre Gefängnisdrama "Die Verurteilten" mit Morgan Freeman in der Hauptrolle bekannt. Wer den Film kennt, sollte sich die herzergreifende 140-minütige Weyher Inszenierung nicht entgehen lassen.

Es geht um eine Männerfreundschaft im rauen Alltag eines US-Knastes in den 40-er/50er-/60er-Jahren zwischen Bankdirektor Andy Dusfresne (brillant gespielt von Kay Kruppa) und Red (Frank Pinkus). Für Pinkus sind die Freeman-Schuhe nicht etwa zu groß. Im Gegenteil. Den Spagat zwischen der Rolle des Mithäftlings und der des Erzählers, hat der Weyher Dramaturg hervorragend gelöst. Die mehreren kurzen Monologe sind knackiger als in der Film-Fassung. Noch ein Tipp: Nach der Pause sollte sich niemand gegen die Emotionen wehren, die sich unweigerlich ihren Weg bahnen werden.

Das Wunschstück von Dramaturg Pinkus hat Tiefgang, es ist zweifellos packend und hat ein Ende, das schöner einfach nicht sein kann. Die Weyher Inszenierung setzt der unwirklichen Welt eines mit Gewalt, Brutalität und Krawallen getränkten Mikrokosmos Freundschaft, Treue und Hoffnung entgegen. Hoffnung ist eben nicht gefährlich, wie der sadistische und korrupte Gefängnisdirektor (hervorragend gespielt von Joachim Börker) glauben machen will, sondern Antrieb und die Motivationsquelle, um auch die auswegloseste Situation zu überstehen. Und diese heißt für den wegen eines angeblichen Doppelmordes zu zweimal lebenslänglich verurteilten Banker: Überleben im Shawshenk-Gefängnis.

Dramaturg Pinkus und Intendant Kruppa, die das Stück im Londoner West end vor drei Jahren gesehen haben, benötigen nicht etwa 25 Akteure wie in England oder unzählige Schauspieler und Komparsen samt Hubschrauberüberflug einer Monster-Strafanstalt wie im Film. In Weyhe reichen zehn gute Darsteller und ein beeindruckendes Bühnenbild, damit sich die Zuschauer in eine Knastwelt einfinden können. Das Bühnenbild mit seinen echten, fast fünf Meter hohen Eisengittern verfehlt seine Wirkung nicht.

Karten für die Leser-Vorstellung am Donnerstag, 20. September (Beginn um 20 Uhr), mit Sonderpreisen für Abonnenten gibt es in den Geschäftsstellen der Mediengruppe Kreiszeitung.


WESER KURIER vom 3. September 2012

Das Publikum war begeistert

Weyhe. Am Ende gab es stehende Ovationen für Geschichte, Darsteller und Bühnenbild: Begeistert zeigte sich das Publikum nach der Premiere von "Zweimal lebenslänglich" am Weyher Theater. Die Zuschauer fieberten und litten mit. Weyhe/Stuhr Seite 2

Packende Schicksale hinter Gittern

Gelungene Premiere von "Zweimal lebenslänglich" am Weyher Theater / Stehende Ovationen

Am Ende gab es stehende Ovationen für Geschichte, Darsteller und Bühnenbild: Begeistert zeigte sich das Publikum nach der Premiere von "Zweimal lebenslänglich" am Weyher Theater. Doch schon während der Aufführung deutete sich an, dass es ein weiterer Bühnenerfolg werden würde. Denn die Zuschauer fieberten und litten mit den Protagonisten, waren sichtlich gepackt von dem Stück über Hoffnung im Gefängnis und die Bedeutung von Freundschaften.

VON ANKE BAYER-THIEMIG

Weyhe-Kirchweyhe. Mit stürmischem Jubel und stehenden Ovationen ist am Freitagabend im Weyher Theater die Premiere von "Zweimal lebenslänglich" gefeiert worden. Das Publikum war restlos begeistert und ergriffen: "Die Inszenierung ist sehr gut gelungen, und es jedem nur zu empfehlen, sich dieses Stück anzusehen", wollte ein Besucher auf dem Nachhauseweg loswerden. "Erste Klasse", urteilte ein weiterer Gast.

Zum Inhalt: Die Shawshank-Strafanstalt ist ein hartes Gefängnis. Wer in dieser brutalen Männerwelt überleben will, muss einen eisernen Willen haben. Einer wie Red, der sich zwar nicht - wie er selbst sagt - an den Gestank von Blut und Angst gewöhnt hat, aber fast alles beschaffen kann.

Und auch Andy Dufresne, der als Neuling lebenslänglich hinter Gitter kommt, weil er seine Frau und deren Liebhaber umgebracht haben soll, zeigt diesen Überlebenswillen. Er macht sich als Banker schnell durch sein Organisationstalent und Wissen unentbehrlich. Er beginnt die Wärterin Steuerfragen zu beraten, hilft dem Gefängnisdirektor bei seinen illegalen Geschäften, baut eine Bibliothek auf.

In all den Jahren im Gefängnis verliert Andy aber nicht das Ziel aus den Augen, die Mauern irgendwann hinter sich zu lassen. Übergriffe durch Mitgefangene stehen an der Tagesordnung. Andy aber vorschafft sich Respekt, gewinnt Red als Freund, hat Hoffnung, weil er an die Wahrheit glaubt.

Andy erzählt Red von seinem Traum von einer mexikanischen Pazifikstadt namens Zihuatanejo, was "Ort ohne Gedächtnis" bedeutet. Und er erzählt von dem gesparten Geld, das außerhalb der Gefängnismauern auf ihn wartet.

Packend, schonungslos, mit sorgsam vorbereiteten Spannungsmomenten inszenierte Frank Pinkus das Drama, das im Deutschen eher harmlos "Zweimal lebenslänglich" heißt. Die Originalnovelle "Rita Hayworth and the Shawshank Redemption" stammt von Bestseller-Autor und Horror-Altmeister Stephen King.

Eine wunderbare Gefängnisgeschichte, dank der beiden Hauptdarsteller: Frank Pinkus gab den schlitzohrigen Red, der das Herz auf dem rechten Platz hat. Und Kay Kruppa den Andy, der mit einem Lächeln zielstrebig handelte. Beide spielten so überzeugend, dass die Spannung bis zum Ende hin anhielt.

Wie die Protagonisten ihr Empfinden darstellten, besaß eine sinnliche, anrührende Kraft. Andy: "Das Gefängnis kann deinen Körper einschließen, aber nicht deine Seele." Joachim Börker verlieh dem Gefängnisdirektor Stammas sein kühles, undurchsichtiges Pokerface. Als Mithäftlinge überzeugten Tommy (Marc Gelhart), Bogs (Marco Linke), Rooster {Thomas Kahle), Chester (Patrick Kuhlmann) und Brooksie (Hermes Schmid). Brooksie arbeitete übrigens gegen seine Bewährung, längst war der Knast zu seiner Heimat geworden. Kevin Kuhlmann und Simon Kase verkörperten die Aufseher in der männerlastigen Knastgeschichte.

Das zentrale Thema des Stücks: Die Hoffnung und die Folgen, wenn diese verloren zu sein scheint. Schon nach dem ersten Akt waren die Besucher entflammt. Es roch somit schon frühzeitig nach Erfolg auf ganzer Linie für das Ensemble des Weyher Theaters. Gelungen war auch die diesmal besonders aufwendige Knast-Kulisse. Das begeisterte Publikum dankte allen Mitwirkenden mit minutenlangem Beifall, anerkennenden Pfiffen und sonstigen Begeisterungsbekundungen. Das Stück erwies sich als eine der wohl besten Gefängnisgeschichten überhaupt - und überzeugte zudem durch und die ausgezeichnete Darstellung einer lebenslangen Freundschaft.


Termine

01. Mittwoch, 29.08.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater - Voraufführung
02. Donnerstag, 30.08.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater - Voraufführung
03. Freitag, 31.08.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater

04. Samstag, 01.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
05. Sonntag, 02.09.2012, 19.00 Uhr, Weyher Theater
06. Mittwoch, 05.09.202, 20.00 Uhr, Weyher Theater
07. Donnerstag, 06.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
08. Freitag, 07.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
09. Samstag, 08.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
10. Sonntag, 09.09.2012, 19.00 Uhr, Weyher Theater
11. Mittwoch, 12.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
12. Donnerstag, 13.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
13. Freitag, 14.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
14. Samstag, 15.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
15. Sonntag, 16.09.2012, 16.00 Uhr, Weyher Theater
16. Sonntag, 16.09.2012, 19.00 Uhr, Weyher Theater
17. Dienstag, 18.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
18. Mittwoch, 19.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
19. Donnerstag, 20.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
20. Freitag, 21.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
21. Samstag, 22.09.2012, 17.00 Uhr, Weyher Theater
22. Samstag, 22.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
23. Sonntag, 23.09.2012, 19.00 Uhr, Weyher Theater
24. Dienstag, 25.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
25. Mittwoch, 26.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
26. Donnerstag, 27.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
27. Freitag, 28.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
28. Samstag, 29.09.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
29. Sonntag, 30.09.2012, 16.00 Uhr, Weyher Theater
30. Sonntag, 30.09.2012, 19.00 Uhr, Weyher Theater

31. Dienstag, 02.10.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
32. Mittwoch, 03.10.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
33. Donnerstag, 04.10.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
34. Freitag, 05.10.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
35. Samstag, 06.10.2012, 20.00 Uhr, Weyher Theater
36. Sonntag, 07.10.2012, 16.00 Uhr, Weyher Theater
37. Sonntag, 07.10.2012, 19.00 Uhr, Weyher Theater

38. Mittwoch, 09.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
39. Donnerstag, 10.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
40. Freitag, 11.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
41. Samstag, 12.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
42. Sonntag, 13.01.2013, 19.00 Uhr, Weyher Theater
43. Dienstag, 15.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
44. Mittwoch, 16.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
45. Donnerstag, 17.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
46. Freitag, 18.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
47. Samstag, 19.01.2013, 20.00 Uhr, Weyher Theater
48. Sonntag, 20.01.2013, 19.00 Uhr, Weyher Theater


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